Kim Salmon ist Autistin, sieht aber gar nicht autistisch aus – oder doch? Warum nicht? Und wie geht das überhaupt, autistisch aussehen? sind wir nicht alle ein bisschen ist eine One Woman Show zum Thema Neurodivergenz. Zwischen Vorlesung und Stand Up-Comedy, Faktenflut und sinnlichen Erfahrungen, Punkrock und Physik versucht Regisseurin und Performerin Kim herauszufinden, was autistisches Erleben ist, und wie es sich “normalen” Menschen begreifbar machen lässt. Was ist dran am genialen Sonderling aus dem Vorabend-Fernsehen, der immer noch die gängige Vorstellung von Autist*innen prägt? Und wo hat sie selbst Platz zwischen den Klischees? Sie interviewt ihre Eltern, sie versucht, einen Experten ans Telefon zu bekommen, sie sammelt, sortiert, schaukelt, und schaukelt sich dabei immer weiter hoch.
Jurybegründung
Kim Salmons Theaterstück "sind wir nicht alle ein bisschen" überzeugt durch seine mutige und persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Autismus. Die Autorin und Regisseurin, selbst Autistin, zeigt gesellschaftliche Vorurteile und Stereotype auf, indem sie die Frage stellt, wie "autistisches Aussehen" überhaupt definiert wird. Durch die Verbindung von autobiografischen Elementen mit künstlerischer Reflexion gelingt es Salmon, das Publikum zu einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit Identität und Fremdwahrnehmung anzuregen. Ihre Arbeit bereichert das Festival für junge Regie mit einer einzigartigen Perspektive und fördert den Dialog über neurodiverse Erfahrungen.
Über Kim Salmon
Kim Salmon, geboren 1999, studiert seit 2022 Regie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Zuvor spielte, inszenierte und schrieb sie für verschiedene freie Theatergruppen in Leipzig, wo sie Linguistik studiert hat. Ihre erste Regiearbeit Fredy, eine Biographie des in Auschwitz ermordeten Pfadfinderleiters Fredy Hirsch, war 2021 für den Deutschen Amateurtheaterpreis amarena nominiert. Im Regiestudium entwickelte sie unter anderem die autobiographische Solo-Show "sind wir nicht alle ein bisschen", den Kurzspielfilm "Couch", und das Wellness-Konsum-Erlebnis "THE WÄLD", und inszenierte Tom Stoppards Tragikomödie "Rosenkranz und Güldenstern sind tot". Zudem ist Kim mit Kurzprosa, Lyrik und Minidramen in mehreren Anthologien vertreten.